Also ich erinnere mich noch sehr gut an Fräulein Lampert. In der 1. Klasse – also vor über 40 Jahren – musste ich am Samstagmorgen im Singen nachsitzen. So blieb diese Erinnerung über Jahrzehnte in mir haften. Zwar höre ich gerne Konzerte und summe die Melodien im Radio mit. Aber selber singen? Fräulein Lampert wusste es doch schon!
Der Kirchenchor Gut Hirt Zug suchte für ein Konzert noch Gastsängerinnen und Gastsänger. Nachdem ich Jahrzehnte ein erfolgreicher Musik-Konsument war, entschied ich mich, einen Probelauf zu wagen. Bei der ersten Probe begrüsste mich unsere Chorleiterin Verena Zemp mit einem Lächeln und dem Motivationsschub «Singen kann jeder!». So dachte ich – wie andere, die denken sie könnten nicht singen – Frau Zemp kennt halt Fräulein Lampert nicht.
Zu Beginn konnte ich weder Noten lesen, noch wusste ich über wie viele Stimmen der Chor verfügt. Aber ich lernte. Ich ladete die zu lernenden Gesänge auf meinen iPod. In der Bahn stöpselte ich die Ohrhörer ein und studierte die Notenblätter. Manch ein Mitfahrer dachte sicherlich, dass ich ein Profi-Sänger sei!
In einem Chor zu sein, bedeutet auch seinen persönlichen Horizont stark zu erweitern. Man lernt nicht nur Personen verschiedenen Alters und Berufen kennen. Man lernt sich auch selber besser kennen: Ich höre meiner Stimme bewusst zu und achte auf die korrekte Aussprache. Ich mache aber auch eine Zeitreise. Da wir Werke von verschiedenen Komponisten singen, informiert uns unsere Dirigentin über die geschichtlichen Hintergründe. Und ich lerne schon wieder.
Höhepunkt ist, wenn die Dirigentin unsere Stimmen mit den Instrumenten und Solisten zusammenführt und die Töne im Kirchenraum zu einem Klang verschmelzen. Dann prickelt es jeweils in mir! Und alles wird von einer Person vorne im Dirigierpult gemanagt. Einfach unglaublich!
Wenn ich Bekannten erzähle, dass ich singe, erhalte ich immer Anerkennung und gleich die Entschuldigung «Ich kann halt nicht Singen». Dann denke, ob wohl alle bei Fräulein Lampert den Singunterricht besucht hatten. Frau Zemp sagt, «jeder der sprechen kann, kann singen». Das würde Fräulein Lampert freuen.
Sollten Sie Fräulein Lampert auch kennen, springen Sie über Ihren Schatten und kommen Sie zu einer Schnupper-Probe am kommenden Donnerstag, 20.00 Uhr, Baarerstrasse 62, Pfarrei-Zentrum, vorbei (ausserhalb der Schulferien).